Stigmatisierung trifft Frauen besonders
Frauen mit einer Adipositas erleben im Vergleich zu den Männern zusätzliche Belastungen und Beeinträchtigungen, nicht nur die multiplen körperlichen Begleit- und Folgeerkrankungen schlagen hier zu Buche, sondern Frauen sind auch im relevanten Ausmaß diversen psychischen Belastungen ausgesetzt. Das gesellschaftliche Stigma trifft sie besonders, da es bei weiblicher Adipositas deutlicher ausgeprägt ist und häufig auf ein alimentäres Fehlverhalten, träges Bewegungsmuster und allgemeine Faulheit ausgerichtet ist.
Vergessen wird allzu oft, dass es sich bei einer Adipositas um eine chronisch systemische Erkrankung handelt, die sich aus einer komplexen Assoziation von genetischen, physiologischen und sozioökonomischen Faktoren zusammensetzt. Selbst- und Fremddefinition werden für Frauen noch immer wesentlich durch das Körperbild geprägt.
Übergewicht und Adipositas sind häufig mit einer schuldzuweisenden Ausgrenzung und zunehmendem Absinken des Selbstbewusstseins verbunden, führte Professorin Martina de Zwaan aus, indem sie bereits als Folge einer geringwertigen Ausbildung in einen niedrigeren und schlecht bezahlten Beruf münden. Das tägliche Arbeitsleben ist geprägt von einer geringeren Akzeptanz gegenüber den normalgewichtigen Kollegen, verbunden mit Signalen wie Hänseleien oder Überheblichkeit.
Das viel größere Problem ist gegeben, wenn Übergewichtige die öffentlich erfahrene Diskriminierung nicht nur als Belastung erleben, sondern ihr eigenes Leben diesen Vorurteilen anpassen und internalisieren. Daraus ergibt sich ein benachteiligendes Verhalten sich selbst gegenüber, und dies kann zu depressiven Symptomen, Ängsten, einer Minderung des Selbstwertes, Essstörungen und einer Menge sozialer Probleme führen. Adipöse Menschen, die sich selbst nicht gut und wohlgesonnen sind, erleben eine gehörige Minderung ihrer Lebensqualität. Nach de Zwaan treten besonders bei Frauen binge-eating-Störungen auf und es kommt zu unkontrollierten Ess-Attacken.