Medikamentöse Unterstützung zur Gewichtsreduktion erhöht die Nachhaltigkeit

Selbst die Definition der Adipositas als chronische Krankheit durch die Deutsche Adipositas Gesellschaft wird in der täglichen Praxis oft nicht berücksichtigt. Als Folge davon werden zwar die Komorbiditäten wie kardiovaskuläre Beschwerden oder Diabetes ausreichend behandelt, die Grunderkrankung Adipositas bleibt aber unberücksichtigt, sagte Professor Matthias Blüher, Leiter der Adipositas-Ambulanz für Erwachsene am Universitätsklinikum Leipzig auf dem ECO.
Aus großen Studien ist bekannt, dass bereits eine Gewichtsreduktion von fünf bis zehn Prozent des Ausgangsgewichts positive Auswirkungen auf zahlreiche Komorbiditäten hat, indem das Mortalitätsrisiko geringer und die allgemeine Gesundheit verbessert werden.
Vermehrte Bewegung und kalorienreduzierte Diät, die als Basismaßnahmen gelten, führen in vielen Fällen nicht zum ausreichenden Therapieerfolg für die angestrebte Gewichtsreduktion und –stabilisierung, so dass eine unterstützende Pharmakotherapie sinnvoll eingesetzt werden sollte.
Mit der Kombination aus Naltrexon und Bupropion (y-Opioid-Rezeptor-Antagonist + schwacher Dopamin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer) steht Mysimba® als orales Medikament zur Verfügung, welches durch seinen dualen Wirkmechanismus im Zentralnervensystem darauf zielt, regulierend in das Hunger- und Belohnungsempfinden einzugreifen.
Die Adipositas-Epidemie gehört zu den weltweit größten Herausforderungen für das Gesundheitssystem, weil knapp ein Viertel aller Erwachsenen in Deutschland eine Adipositas entwickelt haben. Jenseits des 60. Lebensjahrs sind sogar mehr als ein Drittel dieses Kollektivs adipös, so Blüher. Man müsse bei Männern und Frauen feststellen, dass der Anteil an schwer adipösen Menschen mit einem BMI oberhalb von 35 kg/qm überproportional ansteigt. Selbst mit konsequenter Lebensstilveränderung nach einer erfolgreichen Gewichtsreduktion kann diese von mehr als 50 Prozent nicht langfristig gehalten werden.
Grund dafür sind körpereigene Regulationsmechanismen, die sich jeder Gewichtsreduktion entgegenstellen und erschweren. Unsere Genetik kennt kein Abnehmen, sondern nur das Wachsen und Zunehmen vom Säuglingsalter an. Die Interaktion zwischen unterschiedlichen peripheren Mechanismen und den Stellschrauben im Zentralnervensystem sind gegen jeden Gewichtsverlust gerichtet und interpretieren diesen als Notfallsituation. Das Sättigungsgefühl wird dann unterdrückt und es entsteht ausgeprägter Hunger.
Von dringendem Handlungsbedarf sprach Blüher, aber noch immer fehle ein bundesweites Langzeitbetreuungsprogramm bei Adipositas. Bedauerlicherweise würden die Patienten von 78 Prozent der Ärzte nicht auf ihr Gewicht angesprochen.
„Allein durch intensiven Gespräche kann eine zielgerichtet Therapie entwickelt und durchgeführt werden“, appelliert Blüher, weil nur so den Betroffenen zur allgemeinen Gesundheitsverbesserung verholfen werden kann.
Bereits bei einem BMI zwischen 30 und 34,9 kg/qm ist das Sterblichkeitsrisiko um 44 Prozent erhöht im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen. Es resultiert aus den Komorbiditäten, die als Hypertonie, Typ 2-Diabetes, Lipidstoffwechselstörungen und kardiovaskulärem Risiko vorliegen, und diese sind alleine durch Gewichtsreduktion gut zu verbessern.
Wenn die körpereigene Physiologie gegen die Gewichtsreduktion arbeitet, können mit der Wirkstoffkombination aus Maltrexon und Bupropion (Mysimba®) die Erfolgschancen der Gewichtsabnahme erhöht werden. Dabei ist wichtig, dass mit der Medikation nicht nur die Sättigungsregulation, sondern auch die Dopaminausschüttung beeinflusst wird, indem zwei Gehirnregionen adressiert werden: im mesolimbischen Belohnungssystem wird die Dopaminaufnahme aus dem synaptischen Spalt gehemmt, und resultiert in einem Konzentrationsanstieg von Noradrenalin und Dopamin. Im Hypthalamus ist die Hungerregulation lokalisiert und über die Stimulierung des a-Melanozyten-stimulierende Hormon durch Proopiomelanocortin wird der Melanocortin-4-Rezeptor angesprochen, der das Sättigungsgefühl auslöst. Die Kombination von Naltrexon verhindert ein erneutes Ansteigen des Sättigungsgefühls. Auf diese Weise wird die Gewichtsreduktion erleichtert und der Abnehmerfolg kann länger stabil gehalten werden.
Wirksamkeit und Sicherheit der Substanz wurden in einem umfangreichen Phase-3-Studienprogramm an mehr als 4.500 Patienten untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass mit Mysimba® eine nachhaltige Gewichtsreduktion bei guter Verträglichkeit erreicht werden kann.

Studie 301: zeigt in der der Verumgruppe nach 56 Wochen eine signifikante Reduktion des Körpergewichts um 8,1 Prozent gegenüber 1,8 Prozent in der Placebogruppe.

Studie 302: enthielt als Basismaßnahme für alle Patienten eine intensivierte Verhaltensmodifikation, durch die unter der Verummedikation noch stärkere Effekte erzielt wurden im Vergleich zu Placebo. Bis Woche 56 sank der BMI bei 80,4 Prozent unter Mysimba®: Mehr als 5 Prozent erreichten 55,2 Prozent der Patienten (30,2 Prozent unter Placebo). Mehr als 10 Prozent erreichten 39,5 Prozent der Patienten (17,9 unter Placebo).

Studie 303: sah die Therapie mit Naltrexon/Bupropion für 28 Wochen vor, in der eine durchschnittliche Gewichtsreduktion um 7,8 Prozent erzielt wurde (2,4 Prozent bei Placebo). Während das Gewicht in der Placebogruppe wieder anstieg, erreichte die Verumgruppe in Woche 56 eine weitere Gewichtsreduktion auf insgesamt 8,2 Prozent des Ausgangsgewichts.

Studie 304:Die Wirkung von Mysimba® wurde auch bei Patienten mit Typ 2-Diabetes untersucht. Bei diesen Teilnehmern gelang nach 56 Wochen eine Gewichtsreduktion von 5,9 Prozent im Vergleich zu Placebo mit 2,2 Prozent.

– Adipositas Stiftung // Veröffentlicht in AdipositasAllgemein