Lebensstiländerung will trainiert sein

Die Adipositas ist als schweres Übergewicht definiert bei einem Body Mass Index (BMI), jenseits von 27 kg/m2 , bei dem vor allem die bauchbetonte Fettansammlung mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Dass jeder zweite in Deutschland an Übergewicht leidet, zeigt sich schon im normalen Straßenbild: es entsteht der Eindruck als sei Übergewicht und Adipositas die neue Normalität, weil man immer weniger Menschen mit Normalgewicht begegnet, wenn man unterwegs ist. Unter diesen Bedingungen ist es verstehbar, wenn die Betroffenen ihr Übergewicht als eine kosmetische Abweichung interpretieren und sich mit den überschüssigen Fettablagerungen im Alltag arrangieren. Sie tragen schwer an der täglichen Überlastung ihrer Gelenke, der Muskulatur und vieler inneren Organe. Die Lebenserwartung ist verkürzt und die Lebensqualität reduziert. Es ist statistisch belegt, dass nur ca. 15 Prozent der adipösen Personen eine normale Lebenserwartung erreicht. Überdurchschnittlich häufig zeigen sich diverse Erkrankungen wie Bluthochdruck, vermehrte Blutfettkonzentration, erhöhte Blutzuckerwerte bis hin zum manifesten Diabetes Typ 2, und auch die Harnsäurespiegel im Plasma sind zu hoch. Diese konstant vorhandene und krankhafte Veränderung der Laborwerte und Messparameter erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Arteriosklerose, das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden ist gravierend. Mit der Gefäßverkalkung wird die Durchblutung der Beine beeinträchtigt, besonders betroffen sind die kleinsten Gefäße von Herz, Nieren und den Augen, die dabei erheblichen Schaden erleiden können.
Mit einem übergewichtigen Körperbild kann man sich arrangieren, auch wenn unumgänglich, wenn man gesund bleiben und am sozialen – und Arbeitsleben teilhaben will.
Kaum etwas fällt schwerer, als seinen gewohnten Lebensstil dauerhaft zu verändern. Deshalb versuchen viele Übergewichtige und Adipöse ihr Heil in Crash-Diäten, die das Blaue vom Himmel versprechen. Aber eines teilen die Anbieter solcher Diäten nicht mit: Der Abnehmwillige hat den ganzen Tag über Hunger, die Laune sinkt auf einen Tiefpunkt, und das angestrebte Ziel wird selten erreicht und kann noch seltener langfristig erhalten werden. Kurzfristige Radikaldiäten oder Fastenkuren lassen zu Beginn einige Kilos dahinschmelzen, sie sind aber keinesfalls nachhaltig und jeder Übergewichtige kennt das Phänomen, dass er nach einer solchen Diät sofort wieder zunimmt, und dabei oft mehr als sein Ausgangsgewicht erreicht.
Ein enormer Anspruch an die Disziplin und ständiges Kontrollieren des Gewichtsverlaufs gehören zu den wirklich schwierigen Bedingungen, weil der Organismus nicht ausreichende Nahrungsenergie fehlt. Es mangelt an Energiestoffen, Vitaminen und Mineralien, dies bedeutet Stress für die Körperzellen und das Gehirn protestiert und reagiert. Der Energieverbrauch wird dramatisch zurückgefahren, und der gesamte Stoffwechsel befindet sich im Hungermodus. Dies ist der Moment, wo Crashdiäten, Fasten, Appetitzügler nicht mehr greifen. Das Körpergewicht bleibt konstant, solange solche Maßnahmen weitergeführt werden. Erwartungsgemäß kommt es zum Frusterlebnis, und die konstante Frustration wird gerne durch Süßigkeiten oder vermehrtes Essen bekämpft. Da der Organismus aber lange Zeit im Hungermodus bleibt, werden alle aufgenommenen Kalorien sehr effizient genutzt, um das ursprüngliche Körpergewicht wieder herzustellen. Die veränderten Hormone, Stresslevel und Botenstoffe bleiben viele Monate erhalten, halten oft weit über die Diätphase an, so dass als Ergebnis der wohlbekannte Jo-Jo-Effekt eintritt.
Jeder Mensch beginnt sein Leben mit etwa 3.500 Gramm Geburtsgewicht, und er ist alleine auf Wachstum programmiert. Diese Programmierung bleibt lebenslang erhalten, aber wenn einmal ein starkes Übergewicht oder eine adipöse Figur erreicht wurde, ist dieses Gewicht der neu programmierte Sollwert im Gehirn, den es zu erreichen gilt. Das Signal für Sättigung kommt verspätet, es wird zu viel, zu schnell und weit über den Hunger hinaus gegessen. Die Fehlprogrammierung im Gehirn kann nur mit hoher Selbstdisziplin überwunden werden, wenn der hormonell gesteuerte permanente Hunger abtrainiert wird.
Solches Training vergleiche ich gerne mit einem Sporttraining, bei dem für jede Sportart ein erreichbares Ziel festgelegt wird, das durch permanentes Training immer näher rückt. Ist es geschafft, wird die Messlatte wieder etwas höher gelegt. Auch beim Training einer gesunden Lebensweise und nachhaltiger Gewichtsreduktion sollten die Ziele erreichbar bleiben und mit steigender Trainingsleistung weitere Ziele angestrebt werden. Dabei kann es wie im Sport auch mal zu Auszeiten kommen, vielleicht weil man sich verletzt hat. Dann braucht das System eine Regenerationsphase, um danach auf bisher Erreichtem aufzubauen, die Ziele zu steigern und mit regelmäßigem und verstärktem Training zum Sieg zu kommen.
Begegnen Sie sich und Ihrem Körpergewicht mit der sportlichen Idee und werden Sie zum „Winner“ der Gewichtsreduktion.

– Adipositas Stiftung // Veröffentlicht in Allgemein