Dermatologische Veränderungen bei Menschen mit Diabetes
Unterschiedliche Hauterkrankungen werden bei Menschen mit Diabetes mellitus gesehen, die im direkten Zusammenhang mit dieser Stoffwechselstörung stehen. Dazu gehören Mikroangiopathien, die wegen einer Schädigung der kleinsten Gefäße entstehen. Auch Neuropathien, die auf einem Angriff der hohen Blutzuckerspiegel auf die Nervenbahnen beruhen, verändern das Hautbild und verursachen Empfindungs- und Heilungsstörungen.
Hautreaktionen auf die Insulininjektion sind bei manchen Diabetikern bekannt, und die Störung der körpereigenen Abwehr manifestiert sich in einer erhöhten Infektionsneigung der Haut. Durch die hohe Glukosebelastung kommt es zur Veränderung der Zellfunktion und teilweise zu strukturellen Veränderungen im Zellverband des Hautorgans. Allergische Hautreaktionen sind bekannt bei oral einzunehmende Substanzen wie Sulfonylharnstoffe oder Metformin, oder durch unterschiedliche Zusatzstoffe des Insulins, wie Protamin und Zinkkomplexe. Auch die Zuckerersatzstoffe Cyclamat oder Aspartam können Veränderungen an der Haut hervorrufen.
Atrophien oder Hypertrophie werden in seltenen Fällen an der Injektionsstelle gefunden, wenn Insulin häufig im gleichen Hautareal injiziert wird. Aus diesem Grund ist ein regelmäßiger Wechsel der Injektionsstelle zu wählen, weil eine Lipodystophie die Wirkung des dort injizierten Insulins verzögern oder verändern kann.
Viele Diabetiker klagen über einen ständigen Juckreiz der Haut. Dies wird von Experten auf die trockene Haut wegen der Minderfunktion der Schweißdrüsen, oder auf das häufige Wasserlassen (Polyurie) zurückgeführt. Auch ist oft die Talgproduktion herabgesetzt und verursacht einen Juckreiz, der wiederum durch stetiges Kratzen künstlich verstärkt wird. Nicht selten treten rötlich-braune Flecken (Atrophien) an den Streckseiten der Unterschenkel auf, deren Ursache unbekannt ist und die mit einer Hyalineinlagerung an dermalen Gefäßen einhergehen.
Oberstes Gebot für die Hat eines Diabetikers ist Pflege, Pflege und nochmals Pflege.
Die eindrucksvollsten Veränderungen spielen sich aber an den Füßen vieler Diabetiker ab; sie entwickeln ein diabetisches Fußsyndrom als Spätfolge langjährig erhöhter Blutglukosespiegel. Bei drei Prozent aller Diabetiker bestehen Fußulzera, die nur sehr schwer behandelbar sind und schlecht heilen. Ausgehend von einer Arteriosklerose der Unterschenkel, durch zu hohe Glukosekonzentrationen im Blut sowie erhöhte Blutfettwerte und Oxidation verschlechtert sich die Durchblutung der Füße, die Viskosität steigt und es entwickelt sich eine Hyperkoagulabilität. Diese pathogene Situation spielt für die Entstehung der Neuropathie eine relevante Rolle, mit der die Empfindung in den Füßen zurückgeht, Verletzungen nicht mehr bemerkt werden und die Heilungsstörung zu immer größeren Läsionen heranwachsen.
Die Knochen und Gelenke des Fußes verändert sich nicht selten mit Fußdeformitäten, wie Plattfuß und Krallenzehen, die Fettschicht im Vorfußbereich bildet sich zurück oder wird komplett abgebaut und der Druck beim Gehen oder Laufen kann nicht mehr aufgefangen werden. Letztlich wird auch das Kollagengerüst im Fußbereich zerstört.
Das Gewebe stirbt ab und es bilden sich tiefe Nekrosen, in denen sich pathogene Erreger ansiedeln und eine chronisch infizierte tiefe Wunde hinterlassen. Wird diese nicht konsequent und frühzeitig antbiotisch behandelt, führt dies unmittelbar zur Amputation der Zehen, des Vorfußes oder einer Majoramputation bis zum Oberschenkel.
Die Haut- und Gewebsnekrose und die Infektion stehen im Vordergrund und verlangen nach einer intensiven Wundbehandlung. Dabei wird entsprechend dem Stadium eine feuchte Wundbehandlung durchgeführt, die Nekrosen werden chirurgisch durch ein radikales Debridement (abgestorbenes Material wird entfernt) behandelt und eine Druckentlastung der Wunden mit einem Spezialschuh erreicht.
Niemals darf eine unerfahrene Person (Angehöriger, Pfleger, Nagelstudio) mit scharfen Instrumenten an den Füßen eines Patienten mit Diabetes hantieren. Das Verletzungsrisiko ist enorm hoch und ob diese jemals heilt steht oft in Frage. Medizinisch geschult für Diabetikerfüße ist die Berufsgruppe der Podologen, die frühzeitig erste Verletzungen erkennen und mit der richtigen Behandlung die Heilung fördern.