Bei Schwangerschaftsdiabetes auch nach der Geburt Zuckerwerte kontrollieren
Dass die Entwicklung eines Diabetes mit viel körperlicher Bewegung, gesunder und ausgewogener Ernährung und einer dadurch unterstützten Gewichtsnormalisierung verhindert werden kann, ist bei den Diabetologen und allen therapeutisch engagierten Experten weithin bekannt. Sollte durch eine ungünstige genetische oder äußerlich einwirkende Konstellation dennoch eine diabetische Stoffwechselsituation in oder nach der Schwangerschaft auftreten, steht die frühzeitige Erkennung und rechtzeitige Behandlung an erster Steller ärztlichen Handelns.
Solche ungünstigen Konstellationen für den Glukosestoffwechsel können sich während einer Schwangerschaft einstellen, und der Berufsverband der diabetologischen Schwerpunktpraxen Nordrhein ruft dringend dazu auf, nach jeder Schwangerschaft mit einem Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) die junge Mutter konsequent auf Typ 2-Diabetes zu untersuchen.
Das diagnostische Screening auf Schwangerschaftsdiabetes wurde zwar im letzten Jahr in die Mutterschaftsrichtlinien aufgenommen. Nach der Geburt des Kindes wird aber leider nichts mehr unternommen, um das generelle Diabetesrisiko der Mutter zu eruieren. Es werden keine weiterführenden Testungen mehr durchgeführt, obwohl durchaus ein Diabetesrisiko besteht, wenn der Zuckerstoffwechsel bei der werdenden Mutter instabil oder gestört war.
Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass ein Typ 2-Diabetes bei Frauen im gebärfähigen Alter eine gravierende Relevanz für den weiteren Lebensweg und für zukünftige Schwangerschaften hat.
„Hat eine werdende Mutter einen Schwangerschaftsdiabetes, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie zu einem späteren Zeitpunkt einen Typ 2-Diabetes bekommt,“ erklärt Dr. Matthias Kaltheuner aus dem Vorstand des BdSN, unter striktem Hinweis auf den in der Praxis gut durchführbaren Test, etwa den oralen Glukose-Belastungs-Test OGGT. Fallen die Blutzuckermessungen bei diesem Test pathologisch aus, können die Therapie des Gestationsdiabetes und das nachfolgende Diabetes Screening auch in dieser Praxis weiter geführt werden.
In Deutschland werden jährlich etwa 680.000 Schwangerschaften gezählt und entsprechend viele Geburten finden statt. Damit besteht für den Gestationsdiabetes eine wahrscheinliche Inzidenz (Häufigkeit des Auftretens) von 68.000 Frauen. In diesem Kollektiv kommt es nach der Geburt bei fünf Prozent zu einen manifesten Diabetes mellitus, und bei 40 Prozent wird eine bedrohliche Diabetesvorstufe, der sogenannte Prädiabetes, registriert.
Derzeit findet die größte Erhebung zu Schwangerschaft und Diabetes statt, und selbst in dieser betreuten Register-Untersuchung erfolgt eine postpartale Untersuchung der Mutter auf die Entwicklung eines Typ 2-Diabetes nur in 38 Prozent der Fälle.
Rechnet man diese Ergebnisse hoch, kann davon ausgegangen werden, dass eine Zahl von 27.000 jungen Müttern einen Prädiabetes erleiden wird und 3.400 einen manifesten Diabetes entwickeln.
Mit einem Appell an die Ärzte und die jungen Mütter wendet sich der mahnt der BdSN, die wichtige Diabetesdiagnose nach einer Schwangerschaft nicht zu verpassen und frühzeitig die Erkrankung zu erkennen oder auszuschließen. Hat eine Frau während einer Schwangerschaft einen Gestationsdiabetes entwickelt, ist das Risiko enorm, bei der nächsten Schwangerschaft erneut und ausgeprägt die diabetischen Komplikationen zu erleiden, die Mutter und Kind gesundheitlich gefährden.