Anzeige

Ältere Menschen mit hohem BMI können Turbo einer Virusausbreitung sein

Eine aktuelle Studie geht der Hypothese nach, ob SARS-CoV 2-Übertragungen von einem relativ kleinen Anteil infizierter Menschen ausgeht, die am weitaus größten Teil der COVID 19-Infektionen in der Bevölkerung beteiligt sind. Es bedarf eines komplexes Konzeptes solche sogenannten Superspreader (Superverbreiter) zu detektieren, damit die Daten wissenschaftlich zu belegen und quantifizierbar sind. 

Davon ausgehend, dass innerhalb einer gesunden Population ein kleines Kollektiv von nur 18 Prozent insgesamt 80 Prozent der ausgeatmeten Partikel produziert und mit ihrem Aerosol verbreitet, werden diese bei einer Atemwegsinfektion zu Superverbreitern. Ursache dafür ist offensichtlich eine Barrierestörung der Schleimhaut in den Atemwegen, die mit steigendem Lebensalter und zunehmenden Körpergewicht der Individuen immer weiter verstärkt wird. Eine Forschergruppe um den Havard-Wissenschaftler David A. Edwards überprüfte die Hypothese, indem sie die ausgeatmeten Partikel von einem Kollektiv gesunder Menschen bestimmten und mit denen von infizierten Tieren verglichen.

Die Probanden im Alter zwischen 19 und 66 Jahren sollten mit zugehaltener Nase in das Mundstück einer Messeinheit atmen. Diese konnte die Zahl der Partikel in der ausgeatmeten Luft bestimmen. Von den 194 Probanden sorgen nur 35 (18 Prozent) für eine Aerosolproduktion von insgesamt 80 Prozent; in dieser Gruppe der Superverbreiter der Erreger gingen wiederum 80 Prozent der Partikel von 50 Prozent des Kollektivs aus. Die Frage stellte sich nun, welcher Personenkreis bereits einen physiologisch sehr hohen Partikelanteil in den ausgeatmeten Aerosolen aufwies.  

Die Zuordnung der Zahlenwerte auf bestimmte Personengruppen unter Berücksichtigung von Lebensalter, Geschlecht und Body Mass Index (BMI) führte zur signifikanten Korrelationen mit dem Alter und dem Körpergewicht. Insbesondere die zurückliegenden Zeitspanne, in der bereits Übergewicht und/oder Adipositas vorlagen, hing eng mit einer hohen Aerosolverbreitung zusammen; davon konnte abgeleitet werden, dass die Menge an verbreitetem Aerosol eine direkte Funktion von Alter und BMI darstellt; die meisten Superspreader gehören zu den älteren Personen mit hohem Körpergewicht. Im Vergleich dazu wurden Individuen unterhalb des 26. Lebensjahrs und niedrigem BMI (22 kg/qm) als „low spreader“ eingestuft.

Die Studie von Edwards et al zeigt ein starkes Argument dafür, dass eine Minderheit der Bevölkerung für einen Hauptanteil der produzierten Aerosole verantwortlich ist, die Viren als Superspreader verteilen können. Es werden in der Studie aber nicht explizit „ideale Superspreader“ als ältere und übergewichtige Menschen genannt, obwohl die Ergebnisse in diese Richtung weisen. Junge Menschen mit gesunder Atemwegsschleimhaut kämen demnach praktisch nie als Superspreader in Frage, und die Wahrscheinlichkeit sich zu infizieren oder andere anzustecken erscheint ebenfalls geringer. 

Im Falle einer akuten SARS-CoV-2 Infektion wird auch bei jungen Menschen eine erhöhte Aerosol-Produktion als wahrscheinlich angesehen. Die höchste Aerosolproduktion werde am siebten Tag nach der Infektion beobachtet. Bei Menschen beträgt die übliche Inkubationszeit für COVID-19-Infektion fünf bis sechs Tage bis zu den ersten Symptomen. Mit dem Auftreten typischen infektionsbedingten Symptome beginne die höchste Viruslast und das größte Ansteckungsrisiko.

Die Autoren unterstreichen, dass ein Superspreader alleine kein solches Ereignis auslöst! Er kann allerdings zum Turbo einer Infektionskette werden, wenn viele Menschen mit wenig Abstand und ungenügender Lüftung zusammenkommen. 

– redaktion // Veröffentlicht in AdipositasAllgemein