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Adipositas-Brief 

Stört hohes Körpergewicht den Schlaf, ist die Herzgesundheit bedroht 

Zu den häufigsten Störungen des gesunden Nachtschlafs gehört die Schlafapnoe, von der vermutlich mehr als 90.000 erwachsene Personen betroffen sind. Bevorzugt tritt sie bei Menschen auf, die nachts schnarchen und deren Atemwege sich nach einer Phase des Schnarchens stark verengen. Damit setzt das Schnarchen, aber auch die Atmung aus, so dass der Betroffene in Sauerstoffnot gerät. Das Wiedereinsetzen der Atmung ähnelt dem eines Ertrinkenden, der panisch nach Luft ringt.

Betroffen von einer Schlafapnoe sind vor allem Menschen mit starkem Übergewicht, nach abendlichem Alkoholgenuss oder wenn anatomische Besonderheiten im Rachenraum, die normale Atmung behindern.

Auffällig ist bei diesen Menschen eine ausgeprägte Tagesmüdigkeit, die für Konzentrationsstörungen und Leistungsabfall verantwortlich ist; eine kritische Situation bei Sekundenschlaf als Gefährdung im Berufsleben. 

Um festzustellen, ob eine Person an Schlafapnoe leidet, können die behandelnden Ärzte mit einer sogenannten polygrafischen Aufzeichnung das Schlafverhalten messen und dokumentieren. Dazu werden Sonden am Brustkorb befestigt, die mit einem Messgerät verbunden sind. 

Wechselnde Körperpositionen, die Brust- und Bauchbewegungen, der Luftstrom beim Atmen, sowie die Sauerstoffsättigung des Blutes werden damit aufgezeichnet.

Die obstruktive Schlafapnoe ist gekennzeichnet von starkem Schnarchen, einer nicht physiologischen Häufung der Schnarchphasen von Atemaussetzern unterbrochen, was mit verringerter Belüftung der kleinsten Lungenabschnitte (Alveolen) verbunden ist. In deren Folge entsteht eine bedrohliche Sauerstoffnot für den gesamten Organismus, die wiederum die sofortige Reaktion des Aufweckens initiiert. Diese wird „aroussel“ genannt aufgrund des panikartigen Ringens nach Sauerstoff und kann sich bei den Patienten mehrfach pro Nacht wiederholen.

Schlafapnoe kann auf sehr unterschiedlichen Ursachen beruhen, die spezifische Therapiemaßnahen erforderlich machen, um die Herz-Kreislaufgefährdung und die Tagesmüdigkeit der Patienten zu bessern oder zu heilen.  

So kann wegen anatomischer Veränderung beim sogenannten fliehenden Kinn (Retrognathie) eine ausgeprägte Schlafapnoe vorliegen, die chirurgisch mit einer Umstellungsosteotomie des Unterkiefers zu beseitigen ist. 

Von allen Betroffenen der obstruktiven Schlafapnoe ist ein Anteil von mehr als 60 Prozent stark übergewichtig bis schwer adipös. Die allermeisten (> 80%) haben übergroße Fettmassen im Bauchraum angesammelt, von denen zusätzlich viele andere Erkrankungen ausgehen können:

Erhöhter Bluthochdruck tritt anfangs noch während der Nacht auf und kann sich mit der Zeit zu einer manifesten chronischen Hochdruckerkrankung entwickeln. Wenn auch der Druck in den Lungenarterien ansteigt, sind Herz-Rhythmusstörungen zu erwarten und langfristig bestehen ernsthafte Risiken für das gesamte Herz-Kreissystem mit Herzinfarkt oder Schlaganfall als Konsequenz. 

Alle Beschwerden und Begleiterkrankungen des bestehenden Übergewichts oder Adipositas haben als primäres Therapieziel zunächst die relevante Gewichtsabnahme durch kontrollierte Ernährung und vermehrte körperliche Aktivität.

– Dr. med. Karin Wilbrand // Veröffentlicht in Allgemein