Übergewicht ist eine Blickdiagnose

Übergewicht und Adipositas erschließen sich der Diagnose bereits mit einem Blick. Die klinischen Aspekte sind vor allem durch die Begleiterkrankungen geprägt, bei deren Diagnose und Therapie unterschiedliche Aspekte beachtet werden müssen.
So sollte der Blutdruck bei stark übergewichtigen Personen mit einer größeren Blutdruck-Manschette gemessen werden, um korrekte Werte zu erhalten.

Die körperliche Untersuchung konzentriert sich zunächst auf kardiale Schwächen oder Atemnot bei leichter Anstrengung.
Auch der Dermatologe ist gefragt bei den Begleiterkrankungen dieses Kollektivs. Vermehrtes Schwitzen, Ekzeme oder Pilzerkrankungen in Hautfalten oder an den Füßen, Venenerkrankungen wie Krampfadern (varikosis) oder chronisch venöse Insuffizienz. Auch ist die Neigung zu Ekzemen und zur Schuppenflechte bei Adipösen erhöht, die beim Dermatologen vorgestellt werden sollten.

Gynäkologisch werden bei übergewichtigen Frauen im gebärfähigen Alter häufig das Phänomen der polyzystischen Ovarien und eine erhöhte Unfruchtbarkeit festgestellt. Auch vermehrte Behaarung (Hirsutismus) oder Acanthosis nigricans werden festgestellt, für die auch eine Veränderung des Hormonspiegels verantwortlich sein kann.

Bei übergewichtigen Männern fällt der diagnostische Blick des Arztes auf die Gynäkomastie, der Ausdruck einer Verschiebung der männlichen Hormone (Androgene) zum weiblichen Hormonmuster (Östrogene) ist. Zeigt sich gleichzeitig zum Übergewicht ein Diabetes mellitus Typ 2, sollte der Diabetologe und der Neurologe eingeschaltet werden zur Abklärung einer diabetischen Neuropathie, und der Augenarzt wird benötigt um die diabetischen Schäden am Auge festzustellen und einzuschätzen.
Aufgrund des großen Spektrums an Begleiterkrankungen (Komorbiditäten) bei übergewichtigen und schwer adipösen Personen, suchen diese den Arzt entweder wegen starkem Schwitzen auf, sie klagen über Rücken- und Gelenkschmerzen oder haben Atemnot schon bei geringer Belastung. Dies schränkt naturgemäß die tägliche Aktivität sowie die Arbeits- und Leistungsfähigkeit der Betroffenen deutlich ein.

Erkrankungen, die zur Verkürzung der Lebenszeit bei Adipösen führen, betreffen häufig das Herz-Kreislaufsystem, die Atemwege und Lunge oder Leber und Nieren.

Mit zunehmender Dauer eines Diabetes stellt sich ein Funktionsverlust der Niere ein, und mit steigendem Körpergewicht sowie den großen Fettansammlungen wird aus einer gesunden Leber mit der Zeit eine Fettleber, die ebenfalls ihre Funktion verliert, wenn nicht rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen werden.

– Adipositas Stiftung // Veröffentlicht in Adipositas