Adipositas Stiftung präsentiert auf den Gesundheitstagen

September 16th, 2010 by

Vom 5. bis 11. September konnten Besucher des Neu Isenburg Zentrums an den Gesundheitstagen teilnehmen, die am Sonntag hunderte Besucher in das Einkaufszentrum lockten. Unter dem Motto „Gesundheit mit allen Sinnen“ standen alle Möglichkeiten zur Verfügung Untersuchungen der Augen und Ohren, Hautanalysen sowie die Messung des BMI am Stand der Adipositas Stiftung Deutschland durchzuführen.

Für die Besucher war ein Gesundheitsparcours eingerichtet, an dem unterschiedliche Aussteller teilnahmen, die den Blutdruck, die Hautanalyse, das Gewicht, die Funktion der Augen und Ohren sowie den BodyMassIndex der Besucher feststellten. Für die Teilnahme an dem Gesundheitscheck wurden Punkte vergeben, die zu einer Teilnahme an einem Gewinnspiel mit attraktiven Preisen des Isenburg-Zentrums berechtigten.

Den BodyMassIndex (BMI) sowie den Anteil des Fettgewebes am Gesamtkörpergewicht interessierten viele der Besucher. Groß und Klein, junge Menschen und Senioren kamen, um diese Werte am Stand der Adipositas Stiftung Deutschland zu erfahren. Mit dem Wissen zu der erhöhten Fettmasse am Gesamtkörpergewicht erhielten die Besucher auch umfassende Beratung zur Ernährungsumstellung und zu sportlichen Aktivitäten, mit denen Muskelmasse aufgebaut wird und viszerale Fettansammlungen abtrainiert werden können.

Sehr viele der Besucher nahmen an der Befragung: „Mein bester Tipp zum Abnehmen“ teil, in dem sie die dazu ausgearbeitet Karten ausfüllten. Die Adipositas Stiftung Deutschland ist bemüht, durch diese Karte die Kenntnisse zum gesundheitlichen Problem des Übergewichts in der breiten Bevölkerung zu erfragen und auszuwerten. Sie finden diese Fragen auch auf unserer Seite www.adipositas-stiftung.org, und nehmen mit dem Ausfüllen Ihrer besten Tipps zum Abnehmen auf unserem Internetportal ebenfalls an einem Gewinnspiel teil. Als Preise stellen wir ein VitaCuisine-Gerät zur Verfügung, in dem die Speisen im Dampf gegart werden, Vitamine und Geschmacksstoffe der Lebensmittel bleiben dadurch maximal erhalten. Ebenso können Sie – wie die Besucher der Gesundheitswoche – einen ActiFry gewinnen, der es erlaubt, Pommes frites oder andere Kartoffelgerichte nahezu fettfrei zuzubereiten. Schrittzähler des Unternehmens OMRON stehen für den 3. Preis zu Verfügung.

Unterstützen Sie unsere Bemühungen, die Kenntnisse und Meinungen aus der Bevölkerung zum Übergewicht und der Adipositas zu sammeln. Wir werden diese Informationen zur Auswertung nutzen, um zu erfahren, welche konkreten Maßnahmen und Hilfen wir zur Verfügung stellen müssen, damit wir effektiv dazu beitragen, dem zunehmenden Übergewicht in der Bevölkerung entgegen zu wirken.

Ihr bester Tipp zum Abnehmen finden Sie hier: www.adipositas-stiftung.com

 

CDU-Politiker will, dass Übergewichtige mehr zahlen

September 3rd, 2010 by

Nach Ansicht des Bundestagsabgeordneten Marco Wanderwitz leben Dicke bewusst ungesund; dafür sollten sie finanziell zur Verantwortung gezogen werden.

Es war tatsächlich nur ein schlechter Versuch, das politische Sommerloch zu stopfen, den der CDU-Bundestagsabgeordnete Marco Wanderwitz (Wahlkreis Chemnitzer Umland/Erzgebirgkreis II) da kürzlich unternahm.

Nicht nur der Mediziner schüttelt ob dieser Forderung den Kopf, auch der Jurist fragt sich: Ist der Mann noch bei Sinnen? Kontrollierte Stimmungsmache gegen Dicke? Oder ist alles nur der Profilierungssucht eines Hinterbänklers geschuldet? Ich glaube: von allem etwas.

Richtig ist: Die Adipositas, also das krankhafte Übergewicht mit einem Body Mass Index (BMI) von über 30 kg/m2, ist eines der komplexesten Krankheitsbilder unserer Zeit. Die Epidemie breitet sich insbesondere in den westlichen Industrienationen mit atemberaubender Geschwindigkeit aus, eine Lösung des Problems ist nicht in Sicht. Entstehung und Entwicklung der Krankheit (oft schon im Kindesalter) hängen von vielen Faktoren ab: Genetische Dispositionen, Störungen im Stoffwechsel, Hormonelle Ursachen, Fehlernährung und Bewegungsmangel gehören dazu.

Den Betroffenen den Schwarzen Peter zuzuschieben greift also viel zu kurz. Genauso wenig wie der Krebspatient die Verantwortung für sein Pankreaskarzinom trägt, genauso wenig ist der adipöse Patient schuld an seiner Situation.

Rechtlich ist die Forderung deshalb nicht haltbar, eine Norm dieses Inhalts juristisch nicht umsetzbar. Das Gesetz anerkennt zwar den Umstand, dass man sich eine Krankheit vorsätzlich zuziehen kann (§ 52 Absatz 1 SGB V), Rechtsprechung und Literatur haben einer extensiven Auslegung der entsprechenden Vorschrift aber schon frühzeitig und dabei sehr entschlossen einen Riegel vorgeschoben (siehe z.B. Kasseler Kommentar zum Sozialversicherungsrecht, § 52, Rn. 3ff m.w.N.; Krauskopf, Kommentar zur Sozialen Krankenversicherung, § 52, Rn. 4): Vorsatz (mindestens in Form einer billigenden Inkaufnahme) wird in Fällen bloßer gesundheitsschädlicher Lebensführung (exzessives Rauchen, Alkoholabusus, übermäßige Nahrungsaufnahme) regelmäßig nicht angenommen.

Höchst problematisch gestaltet sich weiterhin der Umstand, dass eine steuer- oder beitragsrechtliche Sonderbehandlung einer Bevölkerungsgruppe die Büchse der Pandora endgültig öffnen würde: Die Beteiligung eines Drogensüchtigen, der sich mit Absicht Heroin in die Vene spritzt, an den Heilbehandlungskosten wird vielleicht noch zustimmendes Kopfnicken hervorrufen, spätestens bei der Abgrenzung zwischen einer gesunden zu einer ungesunden Ernährung dürfte es jedoch zu unlösbaren, ja gerade absurden Abgrenzungsfragen kommen: Ist Butter noch ok, wenn ja, in welcher Menge? Was ist mit Zucker und – dem oft als Verursacher von diversen Herz- & Kreislauferkrankungen bezichtigten – dem Salz?

Schließlich – und auch hier irrt der ostdeutsche Abgeordnete in beängstigender Art und Weise – lässt das Gewicht eines Menschen keine Rückschlüsse auf dessen Gesundheitszustand zu.

Ein Kommentar von Rechtsanwalt Dipl.-Jur. Tim C. Werner, Werner Rechtsanwälte, Frankfurt am Main

Adipositas Stiftung gegen Diskriminierung

September 3rd, 2010 by

Antwort an Herrn Wanderwitz

Kürzlich sagte der Chef der Jungen Gruppe in der Unionsfraktion, Marco Wanderwitz, gegenüber der Bild-Zeitung: „Es muss die Frage erlaubt sein, ob die immensen Kosten, die zum Beispiel durch übermäßigen Esskonsum entstehen, dauerhaft aus dem solidarischen System beglichen werden können. Ich halte es für sinnvoll, dass bewusst ungesund lebende Menschen eine eigene Verantwortung auch in finanzieller Hinsicht tragen.“

Die Adipositas Stiftung Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, die soziale Diskriminierung von Menschen mit Übergewicht und Fettleibigkeit (Adipositas) nicht nur offen anzusprechen, sondern auch Vorbehalten der Öffentlichkeit gegenüber den Adipösen entgegenzuwirken. Jeder, der beruflich oder privat mit Menschen zu tun hat, die unter Adipositas leiden, versteht die Schwierigkeiten und Vorurteile, denen sich diese Menschen im täglichen Leben ausgesetzt fühlen. Was werden diese immerhin fast 60 Prozent der Allgemeinbevölkerung denken, wenn Herr Wanderwitz sie jetzt auch noch finanziell bestrafen will?

Andererseits ist die politische Unterstützung zur Prävention und Behandlung der Adipositas in Deutschland gering. Beispielsweise hat das Solidarsystem noch nie Medikamente zur Therapie der Adipositas bezahlt, und auf ein Präventionsgesetz warten wir noch immer. Wir glauben deshalb, dass wir statt eine „Fettsteuer“ zu fordern lieber koordiniert in Adipositas-Präventionsprogramme und Forschungsprojekte (hier gibt es in den letzten Jahren erfreuliche Lichtblicke in der Unterstützung der Adipositasforschung in Deutschland) investieren sollten, die letztendlich helfen die vererblichen Faktoren der Adipositas zu verstehen. Bisher sind wir, trotz neuer Forschungsergebnisse, noch weit davon entfernt sagen zu können, dass Adipositas allein durch eine „bewusst ungesunde Lebensweise“ verursacht wird.

Natürlich würde es ohne Überernährung und Bewegungsmangel wahrscheinlich kein Adipositasproblem geben, aber ist das eine Schuldfrage? Es gibt starke (manche Zwillingsstudien sagen bis zu 70 Prozent) genetische Faktoren, die das Risiko für die Entstehung der Adipositas erhöhen. Wir beginnen gerade erst zu verstehen, welche Gene unseren Appetit, unser Sättigungsgefühl, die Freude am Essen, den Energieumsatz und andere Einflussfaktoren der Adipositas steuern. Mit der Forderung nach einer finanziellen Beteiligung würden diese Betroffenen doppelt bestraft. Außerdem, wer entscheidet denn, was gesunde Lebensweise, gesunde Nahrungsmittel etc. sind und auf welcher Basis?

Die Diskussion über das Adipositas-Problem ist nur ein weiterer Beleg für die Vorurteile, die wir Menschen mit Adipositas entgegen bringen. Eine ähnliche Diskussion wäre undenkbar, wenn Menschen mit familiär erhöhtem Krebsrisiko eine eigene Verantwortung auch in finanzieller Hinsicht tragen sollten. Sollten Menschen, die aufgrund einer körperlich aktiveren (gesunden) Lebensweise ein erhöhtes Risiko für Sportverletzungen haben, auch zusätzlich bezahlen? Treffen diese Kosten die Solidargemeinschaft gerechter?

Die Adipositas Stiftung Deutschland möchte Menschen der krankhaften Adipositas eine Stimme geben und sich ausdrücklich gegen die Aussagen von Herrn Wanderwitz stellen. Wir werden vielmehr diese und ähnliche Diskussionen nutzen, um Betroffene, Politiker und Menschen, die beruflich oder privat mit Adipositas zu tun haben zusammen bringen, um die Strategien zur Prävention und Behandlung der Adipositas zu verbessern.